Women in Tech: Ein Interview mit Product Ownerin Marie-Luise

Woman in Tech

Frauen, die Software entwickeln? Auch heute ist der IT-Bereich noch immer von Männern dominiert. Dennoch gibt es immer wieder Frauen, die sich für eine technische Ausbildung entscheiden. Einige davon sind nun bei uns in der Softwareentwicklung tätig. Unsere Recruiterin Hanna hat sich mit Marie-Luise, welche bei uns als Product Owner tätig ist, unterhalten.

 

Hanna: Hi Marie-Luise, schön, dass du dir die Zeit nimmst! Fangen wir doch einmal ganz von vorne an: Was hast du studiert?

Marie-Luise: Theologie/Germanistik (B.A), Antike Kulturen (M.A.), Medieninformatik (BSc. Dual)

 

Erläutere mir doch bitte kurz deinen Werdegang bei eos.uptrade:

Ich habe vor über acht Jahren bei eos als Softwareentwicklerin angefangen. Vor drei Jahren habe ich dann in meinem Team die Rolle des Product Owners übernommen und gehöre seitdem zum Produktmanagement.

Als Product Owner bin ich fachlich für einen bestimmten Teil unserer Software verantwortlich, das heißt ich beantworte alle Fragen zum aktuellen Funktionsumfang und koordiniere die Weiterentwicklung. Gemeinsam mit den anderen Product Ownern entwickle und bewerte ich Ideen für neue Funktionen oder Erweiterungen. Wir schauen uns genau an, ob bzw. wo und wie eine neue Funktion in unserer Software passt. Anschließend prüfen wir in den beteiligten Teams mit Entwickler:innen und Tester:innen, wie die technische Umsetzung aussehen könnte und wie viel Zeit wir dafür jeweils benötigen. Fällt die Entscheidung, eine Funktion einzubauen, stimme ich mich mit den Product Ownern der anderen beteiligten Teams zur Priorisierung ab, plane die Umsetzung in meinem Team entsprechend ein und kläre Rückfragen, die während der Arbeit entstehen. Schließlich stelle ich den Kolleg:innen im Vertrieb und in der Projektleitung regelmäßig neue Funktionen mit ihren Verwendungsmöglichkeiten vor.

 

Was hat dich dazu bewogen, Medieninformatik zu studieren? Was hat dich daran interessiert und fasziniert?

Mich fasziniert, wie viele Dinge sich durch Computerunterstützung realisieren und vereinfachen lassen und vor allem, wie viel man auch ohne irgendwelche großen Zauberkünste selber machen kann.

In meinem Umfeld gibt es mehrere Personen, die immer mal wieder witzige kleine Projekte umsetzen und das unter Beweis stellen. Das erste prägende Beispiel war glaube ich mein Vater, der als ich klein war unsere „Spiele-Computer“ so programmiert hat, dass meine Geschwister und ich nur eine bestimmte Zeit pro Tag mit Spielen verbringen konnten. Einen „Eltern-Modus“ sozusagen, und das in den frühen 90er Jahren.

Obwohl es zu Hause immer Computer gab und ich damit auch nie „Berührungsängste“ hatte, bin ich zu meinem Studium der Medieninformatik erst durch mehrere Zufälle gekommen. Ich habe zunächst geisteswissenschaftlich studiert und dabei als Studentische Hilfskraft in einem Sonderforschungsbereich gearbeitet. Dort ist mir immer wieder aufgefallen, dass sehr wenig mit Computerunterstützung gearbeitet wurde, obwohl sie an vielen Stellen sinnvoll und auch einfach möglich gewesen wäre.

Gegen Ende meines Studiums kam die Idee, diesen Blick durch eine Zusatzqualifikation weiter zu schulen und sozusagen praxisfähig zu machen. Auf der Suche bin ich dann auf das duale Studium „Medieninformatik“ gestoßen. Dual, weil es mir möglichst viel Praxis und Berufserfahrung liefern sollte, „Medien“-Informatik, weil ich bisher keine nennenswerten Berührungspunkte mit Informatik hatte, mit Mediengestaltung (insbesondere Videoschnitt und rudimentärer Gestaltung von Blogeinträgen mit html/css) schon eher.

Im Studium habe ich dann relativ schnell bemerkt, dass mir das Programmieren auch Spaß macht, sodass ich ab dem dritten Semester alle wählbaren Fächer in diese Richtung belegt habe. Am Ende bin ich dann in der Softwareentwicklung gelandet und nicht wie ursprünglich geplant in die Geisteswissenschaft zurück gegangen. Ich bin bis heute sehr zufrieden mit dieser Entscheidung.

 

IT gilt immer noch als eine typische „Männerdomäne“. Hast du das Gefühl, mehr leisten zu müssen als deine männlichen Kollegen?

Nein. Ich war allerdings in Schule und Studium immer leistungsstark und denke, dass mir das auch im Berufsleben häufig eine gewisse Sicherheit gibt. Aber dass jemand von mir mehr oder weniger erwartet als von einem männlichen Kollegen, habe ich bewusst noch nie wahrgenommen.

 

Hattest du schon mal das Gefühl, als Softwareentwicklerin nicht ernst genommen bzw. weniger akzeptiert zu werden?

Das ist schwierig. Bei meinem Praxispartner (Werbeagentur) hatte ich während des Studiums tatsächlich manchmal das Gefühl, dass gerade Kunden älterer Generation etwas skeptisch waren, wenn ich im Termin vorgestellt wurde, als diejenige, die ihre Webseite programmieren soll. Ich kann allerdings nicht sagen, ob sie sich an der Entwicker-IN gestört haben, oder ob es einfach daran lag, dass ich eben „nur“ eine Studentin und entsprechend auch selber noch etwas unsicherwar. Unter Kollegen hatte ich das Gefühl jedenfalls bisher nie.

 

Wie hoch ist der Frauenanteil bei dir im Team?

In meinem Team war ich anfangs die einzige Frau von neun Leuten, mittlerweile sind wir 13 Personen inklusive einer Scrum Masterin und einer Projektleiterin.

 

Welchen Rat gibst du Frauen, die sich mit IT, bzw. technischen Berufen beschäftigen wollen?

Es gilt das gleiche wie für jeden Beruf: schau dir an, worum es geht, sprich mit Leuten, die in dem Bereich tätig sind. Falls du niemanden kennst, gibt es inzwischen verschiedene Möglichkeiten, sich bei Karrieremessen oder Schnuppertagen umzusehen. Und wer unsicher ist, sollte möglichst einen Betrieb suchen, in dem bereits Frauen tätig sind oder aber mindestens die Möglichkeit nutzen, die zukünftigen Kollegen vorher kennenzulernen. Ich persönlich hatte immer zum Neustart schon Kolleginnen in meinem Bereich und ich denke das macht viel aus. Ist man die erste Frau in einem Team, weiß man vorher einfach nicht, wie die Kollegen reagieren – selbst, wenn sie es vielleicht nur gut meinen.

 

Was müsste sich deiner Meinung nach ändern, damit mehr Frauen einen mathematisch-technischen Beruf wählen?

Ich denke, es gibt schon viel Bewegung in die richtige Richtung. Unsere Gesellschaft hat in den meisten Bereichen Frauen in mathematisch-technischen Berufen akzeptiert und fördert ja auch bewusst mit Veranstaltungen, Stipendien und Ähnlichem.

Schwierig ist es glaube ich oft noch im eigenen Kreis. Ich muss bei dieser Frage spontan an eine Folge aus der Fernsehserie „Friends“ denken. Rachel will das Apartment babysicher machen. Joey und Monica sind erstaunt und raten ihr einen Handwerker zu rufen. „Glaubt ihr, Frauen können das nicht?“ – „Frauen schon, aber nicht du!“

Genau das ist häufig noch der fehlende Schritt. Frauen schon... aber nicht ich / du / meine Schwester / Tochter / Freundin? Warum nicht? Ich denke, wir müssen besonders die jungen Menschen in unserer ganz eigenen Umgebung dazu ermutigen, bei Interesse auch untypische Sachen zu versuchen und sie offensiv unterstützen, wenn es da Gegenwind im familiären Umfeld oder Freundeskreis gibt.

Klar ist nicht jede Frau – genauso wie nicht jeder Mann – für einen solchen Beruf geeignet, aber man sollte das nicht von einer geschlechterbezogenen Erwartungshaltung vorgeben lassen. Und: Softwareentwicklerin zu sein hat durchaus auch Eigenschaften eines „typischen“ Frauenberufs: Er erfordert keine besondere körperliche Stärke, hat im agilen Umfeld sehr viel mit Kommunikation zu tun und ist super familienfreundlich (was auch viele meiner männlichen Kollegen zugunsten ihrer Kinder gern nutzen) – klingt doch wie für Frauen gemacht, oder?

 

Vielen Dank für dieses Interview!

 

 

Über eos.uptrade - A Siemens Company

eos.uptrade ist ein Software-Unternehmen für Online-Vertriebssysteme und Ticketing-Lösungen mit Fokus auf den Öffentlichen Personenverkehr. Das Unternehmen ist als innovativer Software-Spezialist Marktführer im deutschsprachigen Raum. Mit Hauptsitz in Hamburg sowie vier weiteren Standorten in Bremen, Lübeck,Dresden und Aveiro (Portugal) beschäftigt das Unternehmen aktuell rund 130 Mitarbeiter. 

 

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